Inge Bateman mit ihrer Blogparade zum Thema: „Was schreibst du, und warum?“ inspirierte mich sehr, diesen Artikel zu schreiben. Denn ich schreibe über verschiedene Themen, die mir sehr wichtig sind. Dieser Artikel zeigt Dir die Hintergründe auf, warum ich so gerne zu diesen Themen schreibe. Ganz freiwillig und in meiner wenigen Freizeit.
Inhaltsübersicht
Wie bin ich zum Schreiben gekommen?
Diese Webseite habe ich schon seit 2009. Am Anfang war sie eine reine Künstler-Seite, da ich über Umwegen nun doch Kunst studiert habe und euch gerne meine Kunst zeigen möchte. Die Kunst begleitet mich schon mein ganzes Leben lang, seit ich einen Stift halten kann. Ich „schreibe“ zeichnend das, was ich sehe. Oft auch mal das, was ich durch andere Einflüsse und innere Träume gesehen habe. Neue Perspektiven, neue Ideen. All das halte ich zeichnend und schreibend fest.
Genauso gerne aber habe ich schon als Kind gelesen. Viele viele Bücher verschlungen. Manches inspirierte mich auch zu nicht veröffentlichten kleinen neuen Geschichten, die aber im Entwurfsstadium geblieben sind, an die ich trotzdem gerne zurückdenke.
Hier auf meinem Blog und auf meiner Webseite schreibe ich sehr gerne über die Themen:
Warum ist dies alles so wichtig für mich? Weil ich mich für diese Themen interessiere und auch selbst von Geburt an an Taubheit grenzend schwerhörig bin. Ich mache Kunst, seit ich denken kann. Ich liebe Museumsführungen in Gebärdensprache, da die Angebote hierzu auch immer noch viel zu wenige sind. Mir machen die Führungen selbst anzubieten großen Spaß! Auf meiner kleinen Reise in meinem Leben mit dem späten Erlernen der Deutschen Gebärdensprache fand ich es wichtig, unter anderem über die Gebärdensprache aufzuklären.
Hier sind Gründe, warum ich schreibe:
- um über die Deutsche Gebärdensprache (DGS) aufzuklären.
- um dir meine Arbeit im Museum als Museumsführerin in DGS näher zu bringen
- um Dir Einblicke in meine Arbeit als Kindergartenassistenz in DGS zu zeigen und warum das so wichtig ist
- um ganz einfach meine Kunst zu zeigen. Vielleicht interessiert Dich etwas davon?
- darüber, was mich und mein (berufliches) Leben beeinflusst.
- ich schreibe auch, um Klarheit für mich selbst zu bekommen.
- durch das Schreiben entwickeln sich bei mir weitere neue Ideen für weitere Blogartikel.
- beim Schreiben lerne ich. Wenn ich über das gewählte Thema schreibe, muss ich manchmal recherchieren, denn ich möchte Dir richtige Informationen weitergeben.
Lernen durchs Schreiben
Ich lerne durch das Zeichnen das Sehen und verstehe das Gesehene viel besser. Ganz ähnlich ist das auch mit dem Schreiben. Erst durch das Schreiben verstehe ich die Zusammenhänge mancher Dinge viel besser.
Ich schreibe übrigens gerne mit der Hand. Nicht diesen Text, den habe ich gleich mit der Tastatur geschrieben. Aber wenn ich zu einem bestimmten Thema recherchiere oder erstmal einiges lesen muss, schreibe ich mit der Hand das, was ich verstanden habe und was wichtig ist. Durch das Schreiben lerne ich.
Warum schreibe ich über meine Arbeit?
Ich schreibe über meine Arbeit, weil es häufig noch Unklarheiten, kaum Kenntnisse und auch Missverständnisse gibt. Missverständnisse, warum ein gehörloses Kind, und warum auch ein hochgradig schwerhöriges Kind eine gebärdensprachige Kindergartenassistenz im Kindergarten benötigt. Oder warum es für die gehörlosen Teilnehmenden besser ist, eine Führung mit einem gebärdensprachigen Museumsführerin durchführen zu lassen, anstatt Gebärdensprachdolmetscher zu bestellen.
Ich habe eine Sammlung von gebärdensprachigen Kinderbüchern zusammengestellt, da es vergleichbares bislang noch nicht gab. Dabei gibt es viel zu wenige Bücher, die in Deutscher Gebärdensprache kindgerecht übersetzt worden sind. Insgesamt von 124 Kinderbücher. Im Vergleich dazu werden jährlich 7500 neue Kinderbücher und Jugendbücher veröffentlicht.
Ich möchte über die Deutsche Gebärdensprache (DGS) aufklären
Aufklären tut Not, weil die DGS heute immer noch (!) von vielen Menschen als nicht nötig oder gar minderwertig angesehen wird. Zum Glück ist dies aber auch im Wandel und viele Menschen interessieren sich mittlerweile für die Deutsche Gebärdensprache. Denn: Die Deutsche Gebärdensprache ist eine sehr schöne Sprache und hat auch eine sehr schöne Kultur.
Nur: was viele nicht wissen ist, dass sie auch über 100 Jahre lang verboten gewesen war. An Schulen für gehörlose Kinder durfte sie seit 1880 nicht gelehrt werden. Gebärdeten die Kinder im Unterricht in ihrer Sprache doch, gab es Strafen wie zum Beispiel Rohrstockschläge auf die Hände. Heute ist das unvorstellbar und zum Glück auch nicht mehr strafbar.
Ab ca. 1970 war es dann nicht mehr ganz so schlimm, aber trotzdem wurde diese Sprache, auf die gehörlose Menschen schlicht und ergreifend einfach auch angewiesen waren, immer noch nicht im Unterricht erlaubt. Dies bedeutete, dass gehörlose Kinder den Unterrichtsstoff nur durch das mühsame Mund-Absehen und über die Schrift erlernen konnten. Das Niveau der Schulinhalte war nicht mit denen an hörenden Schulen vergleichbar, weil auch viel wiederholt werden musste. Aber immerhin durften die Kinder an manchen Schulen in den Pausen in der Gebärdensprache unterhalten.
Die Gebärdensprache wurde über 100 Jahre lang als minderwertig angesehen, denn der Gedanke der meisten Taubstummenlehrer* im Jahr 1880 war, dass gehörlose Menschen in der Lage sein sollten, in Lautsprache zu kommunizieren. Parallel zu dieser Sichtweise gab es auch Schulen in Europa, welche den Unterricht in Gebärdensprache abhielten. Diese waren aber in einer starken Minderheit. Bei dieser Grundsatz-Entscheidung im Mailänder Kongress der Taubstummenlehrer 1880, in welcher Sprache gehörlose Kinder unterrichtet werden sollten, gewann die Ansicht der meisten Lehrer, dass die Lautsprache die wichtigere sei. Inzwischen wurde schon längst das Gegenteil bewiesen und der 21. Kongress des „International Congress on the Education of the Deaf“ (ICED) 2010 hat sich entschuldigt. Dennoch bleiben die Auswirkungen der Unterdrückung der Gebärdensprache immer noch bestehen.
* Taubstummenlehrer war die damalige Selbstbezeichnung der Lehrer, die gehörlose Menschen unterrichtet hatten. Heute heißen sie Gehörlosenpädagogen. „Taubstumm“ ist übrigens eine Beleidigung für gehörlose Menschen, denn sprechen können sie. Mit ihrer Gebärdensprache und auch mit ihrer Stimme (mit den Stimmbändern), wenn es sein muss.
Die uns (gehörlose) Menschen umgebende Lautsprache wird von manchen Menschen leider immer noch als die wichtigere Sprache angesehen. Manche gehörlose Kinder hörender Eltern bekommen dann auf den Wunsch der Eltern (v.a. durch Ärzte empfohlen) ein Cochlea-Implantat (CI). Sie wachsen dadurch teilweise immer noch ohne die Gebärdensprache auf, obwohl auch diese Kinder die DGS benötigen. Es gibt leider immer noch Ärzte, die nur das CI empfehlen, ohne jedoch auch zugleich die Deutsche Gebärdensprache zu empfehlen. Denn auch Kinder mit CI haben immer wieder Situationen, in denen das CI nicht getragen werden darf, wie im Wasser oder beim Sport.
Es gibt immer noch Ämter, die nicht verstehen, warum sie Hausgebärdenkurse für gehörlos geborene Babys bewilligen sollen. Die Bewilligung erfolgt dann häufig sehr spät und das normale fachärztliche Attest reicht oft gar nicht aus. Mit der Folge, dass das Kind ohne Sprache aufwächst, was zu mehreren Folgeproblemen und somit auch zu Mehrkosten führen kann. Denn das Lernen einer Sprache fängt schon mit der ersten Minute an, in der ein Baby geboren wurde. Auch bei gehörlosen Kindern! Das Baby muss nicht erst etwas sagen oder antworten können, der Spracherwerb fängt wirklich sofort nach der Geburt an.
Es ist unglaublich, aber leider immer noch Realität in Deutschland. Obwohl die Deutsche Gebärdensprache seit 2002 gesetzlich anerkannt ist, ist es jetzt im Jahr 2025 (nach 22 Jahren!) immer noch wichtig, über diese Sprache und Kultur aufzuklären.
Nutze ich KI in meinen Texten?
Jein. Die Frage lässt sich heutzutage nicht mehr leicht beantworten, weil nicht immer klar ist, wann eine KI zum Einsatz kommt. Ganz bewusst verwende ich sie nicht, aber lies, in welchen Fällen sie doch zum Einsatz kommt.
Nein zur KI:
Ich schreibe gerne selbst. Weil es dann nach mir „klingt“. Es ist für mich viel einfacher, wenn ich selber schreibe. Während ich schreibe, sortieren sich in meinem Kopf die zahlreichen Ideen und Gedanken. Erst durch das Schreiben wird mir klarer, über was ich schreibe und warum ich gerade diesen Artikel schreibe. Das kann selbst mit den besten Prompts eine KI nicht wirklich wissen, warum ich denn gerne gerade diesen einen Text, den Du gerade liest, schreiben möchte.
Und: Weil ich selber schreibe, fallen mir mindestens zwei neue Artikelideen ein, über das ich auch schreiben möchte.
Durch die Nichtverwendung von KIs sind und bleiben meine Texte einzigartig. Wie Kunstwerke ein geschriebenes Unikat.
Nachtrag: Und mit einer schönen Tonalität (Schreibstimme), wie es mir neulich jemand zu diesem Artikel sagte. Danke sehr für das liebe Kompliment, über das ich mich sehr freue!
Ja zur KI:
Ganz ganz selten fallen mir Ideen für gute Überschriften für einen neuen Blogartikel nicht ein. Bisher habe ich das nur einmal in 2023 eingesetzt. Da war ich noch am Anfang meines Blog-Abenteuers. Ich muss sagen, dass meine Erfahrungen mit KI eher bescheiden sind. Es gab zwar viele Vorschläge, aber sie gaben den Inhalt nicht wirklich wieder. Die Textvorschläge klangen gar nicht nach mir. Natürlich könnte ich lernen, wie ich die KI dazu bringe, nach meinem Schreibstil zu schreiben. Aber ich möchte das trotzdem nicht.
Ich weiß, dass es einige Schreibende gibt, welche die KI zum Schreiben der Artikel selbst verwenden. Ich hatte es auch ausprobiert, aber ehrlich gesagt müsste ich dann viel zu viel umändern, damit der Text auch wirklich nach mir klingt und damit der Text einzigartig wird.
Deshalb nutze ich die KI indirekt nur zur Recherche in Suchmaschinen. Jedoch lese ich nach dieser Recherche dann lieber direkt in den originalen Texten. Mein Eindruck ist, dass ich die Informationen dann besser verstehe. Ich nutze nur die KI, um fremdsprachige Texte ins Deutsche übersetzen zu lassen. Aber auch da bin ich vorsichtig, denn nicht immer wird alles korrekt übersetzt.
Die KI ist manchmal nützlich, um ein Foto so zu bearbeiten, dass die Rechte anderer Menschen gewahrt bleiben. Ich machte vom Beitragsbild für diesen Artikel nur zwei Fotos. Das bessere Foto könnte jedoch das Recht auf die Abbildung des eigenen Besitzes verletzen. Aus diesem Grund veränderte ich den vorderen wiedererkennbaren Bereich so, dass dieses Recht gewahrt bleibt. Das finde ich praktisch.
Zurück zum Beispiel, wenn mir eine Überschrift nicht einfällt. Ich lasse meinen Kopf lieber selber denken. Es gibt einige Situationen, in denen mir eine gute Überschrift einfällt:
- wenn ich loslasse und eine Schreibpause mache.
In meinem Kopf arbeitet der Text trotzdem immer noch ab und zu weiter. Ich lasse den Kopf arbeiten. Häufig fällt mir irgendwann (nach wenigen Stunden) ein treffende Überschrift ein und notiere sie mir dann. - falls der Artikel noch nicht fertig geschrieben ist, schreibe ich einfach weiter. Beim Schreiben entwickelt sich in mir eine Überschrift.
- manchmal rede ich mit den Leuten über das Thema. Durch die Diskussion entstehen auch Ideen für Überschriften oder gar weitere Texte.
Fazit zur KI:
Weil ich mir gerne die Zeit für das Schreiben der Blogartikel nehme, weil ich dadurch weiterlernen kann, brauche ich die KI kaum bis fast gar nicht.
Vielmehr lernt die KI durch meine Texte
Da ich die Texte selber schreibe und diese Informationen so in dieser Form noch gar nicht gibt, lernt die KI durch mich. Im Moment ändert sich durch den Einsatz von KI das Sucherhalten in den Suchmaschinen. Die KI stellt Informationen zusammen und verlinkt die jeweiligen Quellen. Das finde ich gut. Denn dadurch werden meine Texte gefunden und in den richtigen Zusammenhang gebracht.
Ich schreibe auch privat
- ich plane schreibend meine Do It‘s.
Mit meinem Füller, in meinem Notizbuch. Für das Jahr, den Monat, die Woche und für den Tag. Es klappt nicht immer, auf diese Weise zu planen. Aber auch, wenn ich das Notizbuch nicht dabei habe, habe ich mir durch das handschriftliche Schreiben den Inhalt besser gemerkt und ich kann mich besser erinnern, was ich geschrieben habe. - Wenn ich die Do Its in meinen Kalender reinschreibe, nutze ich radierbare Gelstifte. Die sind ziemlich praktisch, weil manchmal ändert sich ein Termin oder die Aufgabe muss ich auf einen anderen Tag verschieben. Dann lassen sich besser neue Termine oder Aufgaben reinschreiben.
- Wenn mir eine komplett neue Idee einfällt, kommt sie sogleich in mein Notizbuch per Hand hineingeschrieben. Wenn ich noch Zeit habe, schreibe ich auch gleich die Ideen runter, wie sie gerade kommen. Sortieren kann ich sie später auch noch. Wenn mich eine dieser Ideen so richtig packt, dann kann es passieren, dass ich auf neuen Seiten die Details zu dieser Idee herunterschreibe.
- Habe ich gerade kein Notizbuch zur Hand und es muss schnell gehen, halte ich die Idee am Handy in der Notizenapp fest.
Wenn ich etwas Zeit habe, halte ich die Idee am Tablet mit einem Notizen-Schreibprogramm fest. Wenn ich noch mehr Zeit habe und ich später nicht mit der Tastatur daran weiterschreiben möchte, dann schreibe ich mit dem Eingabestift per Hand in meiner Schrift. Digital ist fast alles möglich. Ich könnte auch den handschriftlich geschriebenen Text in einen gedruckten Text umwandeln. Nutze ich aber nicht so oft, weil nach meinem Gefühl es nicht viel schneller geht. Schneller gehts dann mit der Tastatur, wenn ich was gedrucktes schreiben möchte.
Wer schreibt, der bleibt.
Das ist ein Sprichwort. Für mich bedeutet es: Wer eine Sprache hat, kann die zur Sprache zugehörige Schrift erlernen. Wer die Gebärdensprache erlernen kann und darf, kann auch die umgebende Lautsprache und somit auch das Schreiben erlernen.
Nur durch die gesprochene oder gebärdete Sprache kann man schreiben lernen! Daher: Lass Dein Kind die Sprache lernen, die es braucht. Auch, wenn die Sprache die Deutsche Gebärdensprache ist! Es wird später in der Lage sein, in Deiner Sprache kommunizieren zu können!
Fun Fact: Dieser Artikel entstand übrigens komplett im Zug. An einem Sonntag. Sogar in der Straßenbahn habe ich weitergeschrieben.
Karin Müller Schmied
Museumsführungen und
Pädagogische Assistenz
in Deutscher Gebärdensprache
Für mich steht die kommunikative Barrierefreiheit an erster Stelle. Als Kindergartenassistentin begleite ich Dein gehörloses Kind im Kindergarten in Deutscher Gebärdensprache. In Museen führe ich Dich und Deine Familie durch die Ausstellungen in Deutscher Gebärdensprache und mache selbst Kunst.
In der Freizeit male und gärtnere ich gerne.
Liebe Karin,
vielen lieben Dank in diesen spannenden Einblick in die Geschichte der Gebärdensprache. Das war mir so nicht bewusst. Ich hatte gedacht, dass wir da schon weiter wären! Danke, dass du mit deinem Blog einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung leistest!
Liebe Grüße
Sabine
Liebe Sabine,
vielen lieben Dank für dein liebes Kommentar. Ja, ich wünschte, wir wären alle viel weiter, aber müssen noch immer viel kämpfen. Ein Wandel und Umdenken ist schon da, aber anscheinend noch nicht überall angekommen.
Viele liebe Grüße
Karin
Liebe Karin,
dein Beitrag ist eine echte Bereicherung für die Blogparade: informativ, berührend und wichtig. Dass Gebärdensprache früher verboten war, war mir so nicht klar. Umso wertvoller, dass du darüber schreibst und mit deiner Arbeit Brücken schlägst zwischen Kunst, Sprache, Gehörlosen und Hörenden.
„Wer schreibt, der bleibt“ bekommt hier eine ganz neue Tiefe. Danke für diesen Einblick!
Herzliche Grüße
Inge
Liebe Inge,
es hat mir auch großen Spaß gemacht, diesen Artikel zu schreiben. Ganz lieben Dank für deine tolle Blogparade!
Viele herzliche Grüße
Karin